Harlekin-Ichthyose

Die Harlekin-Ichthyose (HI) ist die schwerste Form der autosomal-rezessiven Kongenitalen Ichthyose (ARCI). Sie ist gekennzeichnet durch schon bei Geburt bestehende große, dicke, plattenförmige Schuppen über dem ganzen Körper, mit starker Umstülpung der Augenlider und Lippen und abgeflachten Ohren und durch die spätere Entwicklung in eine schwere schuppende Erythrodermie.
Die geschätzte Prävalenz liegt unter 1:1.000.000.
Die Neugeborenen sind in eine Kollodium-Membran (steife, schimmernde, lichtdurchläsige Membran, die wie eine zusätzliche Hautschicht erscheint) eingeschlossen, mit schild-ähnlichen Platten über dem ganzen Körper, die die Bewegungen erheblich einschränken. Die Gesichtszüge sind durch extremes Ektropion, Bindehautödem, Eklabium und breite Nase verzerrt.
Die Säuglinge haben auch Kontrakturen, Synechien der Ohrmuscheln und/oder Zehen mit dem möglichen Risiko einer Selbstamputation. In der Neonatalperiode haben die Kinder wegen schwerer Temperatur-Dysregulation, Fütterproblemen, Infektionen und Atemstörungen ein hohes Risiko zu versterben. Wenn sie überleben, wird die Kollodium-Membran nach einigen Wochen abgestoßen.
Es entwickelt sich eine schwere Erythrodermie mit schwerer Schuppung und persistierendem Ektropion. Oft bestehen weitere Symptome, wie palmo-plantares Keratoderma, Gedeihsstörungen, Kleinwuchs, malformierte Ohren und Finger, Nageldeformitäten und Alopezie.
Ursache der HI sind rezessive Mutationen im ABCA12-Gen (2q34), das für einen ATP-binding cassette (ABC)-Transporter kodiert. Dieses Protein ist am Lipidtransport von der lamellären Granula zur apikalen Membran der Keratinozyten der granulären Schicht beteiligt. Genotyp-Phänotyp-Korrelationen sind nur ungenügend untersucht. Es wird angenommen, dass die meisten HI-Mutationen über die Veränderung entweder der wichtigen nukleotid-bindenden Domäne oder der Transmembran-Domänen des ABCA12-Proteins zu einem erheblichen Funktionsverlust der Lipidbarriere führen.