Mutterkorn ist ein halbmondförmiges, schwarzes Gebilde, das nach einer Pilzinfektion des Kornes in der Ähre wächst. Die Einnahme des Mutterkorns kann zu gefährlichen Vergiftungen führen die Übelkeit, Kopfschmerzen, Krämpfe oder Lähmungen hervorrufen und im schlimmsten Fall zum Tode führen können.
Mutterkorn wird durch den Schlauchpilz Claviceps purpurea hervorgerufen, der als Schmarotzer auf verschiedenen Gräsern und anderen Wirtspflanzen wachsen kann. In Roggenfeldern kommt es vor allem vor: Das Mutterkorn, das auch für den Menschen gefährlich werden kann. Die schwarzen, meist wenige Zentimeter großen Körner enthalten über 30 – zum Teil sehr giftige – Alkaloide, die bei übermäßigem Verzehr sogar zum Tod führen können.
Bis ins 20. Jahrhundert hat es immer wieder schwere Massenvergiftungen durch den Verzehr von mit Mutterkörnern verseuchtem Getreide gegeben. Heute kommen Vergiftungen seltener vor. Die Untersuchungsämter der Länder kontrollieren Körner und Mehle im Handel stichprobenartig und ziehen belastete Ware aus dem Verkehr. In den letzten Jahren sind aber dennoch immer wieder Verunreinigungen von – vor allem biologisch angebautem – Getreide mit Mutterkorn bekannt geworden.
Isst man Brot von Getreide mit 1% Mutterkorn können bestimmte Mutterkorn-Alkaloide neurologische Störungen bewirken, die so ernst sein können, dass sie Krämpfe und epileptische Anfälle hervorrufen. Andere Alkaloide enthalten ein Gift, das die Blutgefäße verschließt, sodass es zu schwarzen, nicht durchbluteten Flecken auf der Haut kommt und Gliedmaßen, Hände und Füße sogar absterben können. Wegen ihrer schrecklichen Symptome wurde diese rätselhafte Krankheit früher auch “Antoniusfeuer” genannt. Vergiftungen können aber auch durch den übermäßigen Gebrauch von Medikamenten auftreten, die Mutterkornalkaloide enthalten. Früher war dies gar nicht so selten, denn Migränepatienten hatten vielfach einen hohen Verbrauch an solchen Medikamenten.
Die Medizin setzt die Stoffe in der Gynäkologie ein – daher wahrscheinlich auch der Name Mutterkorn. Aber auch in der Migränebehandlung werden Mutterkornalkaloide verwendet. Ergometrin wird bei Problemen nach einer Geburt eingesetzt; Ergotamin als Migränemittel ist heute vielfach von den Triptanen abgelöst worden.