Demenzdorf

Demenzdorf
Ein Demenzdorf ist eine Pflegeform für Demenzkranke. Die Bewohner leben in Hausgemeinschaften in einer nach außen abgeschlossenen Siedlung. Es ist speziell auf die Bedürfnisse von Demenzkranken zugeschnitten. Durch die Einzäunung soll den Bewohnern Freiheit in einem geschützten Raum geboten werden. Auf dem Gelände gibt es typischerweise Einrichtungen wie ein Lebensmittelgeschäft, ein Friseurgeschäft, ein Fitnessstudio, ein Café oder ein Restaurant. Im Rahmen professioneller Pflege kommt den Bewohnern eine aktivierende Pflege zu. Im Dorf sollen demenzkranke Menschen so selbstbestimmt wie möglich leben können.Demenzkranke haben häufig Bewegungsdrang und sollen ihn dort ausleben können ohne wegzulaufen.
In einem Demenzdorf wohnen oft hundert und mehr Menschen. Unter einer Demenzwohngemeinschaft hingegen versteht man eine betreute Wohngemeinschaft für in der Regel vier bis zehn Menschen mit Demenz.

Im Folgenden sind bestehende Demenzdörfer aufgeführt ebenso wie solche, die sich bereits in einem fortgeschrittenen Planungsstadium befinden.
Niederlande: Das Demenzdorf De Hogeweyknahe Amsterdam war Vorbild für andere Demenzdörfer. Lebensecht arrangierte Supermärkte, Cafés, Läden, ein Theater und eine Scheinbushaltestelle sollen die Illusion einer alltäglichen Normalität vermitteln. Dort sind 153 Pflegebedürftige untergebracht.

Deutschland: Das erste Demenzdorf Deutschlands wurde 2014 in Tönebön am See, am Stadtrand von Hameln, eröffnet. Es ist für 52 Pflegebedürftige ausgelegt. Das zweite Demenzdorf Deutschlands, das AWO-Seniorenzentrum Süssendell in Stolberg, Stadtteil Mausbach, wurde 2016 eröffnet und ist für 80 Menschen ausgelegt.

Ein weiteres Demenzdorf ist in der Gemeinde Hohenroda, Ortsteil Mansbach geplant. In Süddeutschland ist eine Einrichtung Hergensweiler Heimelig für 128 Demenzkranke am Rand von Hergensweilervorgesehen. Bei diesem Projekt, das von der Diakonie Lindau durchgeführt und vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen in Bayern unterstützt wird und 2018 von der Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus Nürnberg den (nicht dotierten) Caritas-Pirckheimer-Preis erhielt, sind u. a. noch Fragen zu Finanzierung und baulichen Vorschriften offen.

Dänemark: Svendborg auf der dänischen Insel Fünen ist für 125 Bewohner ausgelegt. In Dänemark ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass die Bewohner das Gelände verlassen können. Bewohner, die sich vom Gelände entfernt haben, werden gegebenenfalls über GPS geortet.

Es handelt sich bei Demenzdörfern um eine neue Form der Pflege. Kritiker werfen ein, das Konzept widerspreche der Vorstellung von sozialer Teilhabe und Inklusion. So kritisiert der Soziologe Reimer Gronemeyer, alte, kranke Menschen würden ausgelagert und abgesondert. Es werde eine Scheinwelt aufgebaut, wie bei der Truman-Show.

Zum Hintergrund zählt, dass die Gesellschaft zunehmend älter wird und die Zahl der an Demenz Erkrankten steigt.

Im Demenzwohnheim Lantern of Chagrin Valley in Chagrin Falls, Ohio, ist die Inneneinrichtung des Wohnheims so gestaltet, dass sie an die Architektur des 1930er und 1940er erinnert. So gibt es in einem Korridor einen künstlichen Wolkenhimmel als Zimmerdecke, simulierte Geschäfte, Straßenlaternen und vor jeder Zimmertüre eine Veranda mit Schaukelstuhl, um eine Straße aus dieser Zeit zu simulieren und die Bewohner zum sozialen Austausch anzuregen. Jede Fassade ist unterschiedlich gestaltet, um es leichter zu machen, das eigene „Haus“ wiederzuerkennen.