Internationaler Weltfrauentag

Frauentag

Ist er ein Grund zum Feiern?

Gleichberechtigung und Wahlrecht für Frauen: darum ging es beim ersten Frauentag 1911, später wurde der 8. März internationaler Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau. Als erstes Bundesland hat Berlin kürzlich beschlossen, diesen Tag zu einem zusätzlichen arbeitsfreien Feiertag zu machen. Aber haben Frauen heutzutage überhaupt mehr Grund zum Feiern?

Der Internationale Frauentag, Weltfrauentag, Frauenkampftag, Internationaler Frauenkampftag oder Frauentag ist ein Welttag, der am 8. März begangen wird. Er entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen und fand erstmals am 19. März 1911 statt. Seit 1921 wird er jährlich am 8. März gefeiert. Die Vereinten Nationen erkoren ihn 1975 als Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden aus und richteten erstmals zum Internationalen Frauentag am 8. März eine Feier aus. Vom 19. Juni bis zum 2. Juli 1975 wurde in Mexiko-Stadtdie erste UN-Weltfrauenkonferenz abgehalten. Auf das Internationale Jahr der Frau 1975 folgte 1976–1985 die UN-Dekade der Frau.

Der erste Frauentag wurde dann am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarnund der Schweiz gefeiert. Mit der Wahl des Datums sollte der revolutionäre Charakter des Frauentags hervorgehoben werden, denn der Vortag, der 18. März, war der Gedenktag für die Gefallenen während der Märzrevolution 1848. Außerdem hatte auch die Pariser Kommune 1871 im März begonnen.

Das alles beherrschende Thema der ersten Jahre war die Forderung nach dem freien, geheimen und gleichen Frauenwahlrecht. Dieses Anliegen fußte auf den Erklärungen der Sozialdemokratie, die sich als einzige Partei vor 1900 für ein Frauenwahlrecht ausgesprochen hatte. Die Sozialdemokraten sahen im Wahlrecht unter anderem eine Chance, ihre Anhängerschaft zu vergrößern. Aus Sicht der Organisatorinnen verlief der erste Internationale Frauentag im deutschen Kaiserreich erfolgreich. Luise Zietz, Beisitzerin im sozialdemokratischen Parteivorstand, beurteilte ihn als „glänzend gelungen“ und auch der Vorstand des sozialdemokratischen Parteitages schätzte ihn als „wuchtige sozialdemokratische Kundgebung für das Frauenwahlrecht“ ein. Zweifelsohne profitierte die SPD vom ersten Internationalen Frauentag auf deutschem Boden. So wuchs die Zahl der weiblichen Mitglieder von 82.642 im Jahr 1910 auf 107.693 im Jahr 1911 an, und die Abonnentenzahl der sozialistischen Frauenzeitung Die Gleichheit wuchs um fast 10.000.

Es verwunderte daher nicht, dass die Partei auch 1912 einen Frauentag durchführen wollte. Dieser wurde auf den 12. Mai gelegt, die Beteiligung war noch größer als 1911, und der internationale Frauentag schien sich durchgesetzt zu haben. Eine solche Einschätzung täuscht jedoch, denn als Clara Zetkin daranging, auch für 1913 eine Veranstaltung zu organisieren, musste sie erkennen, „daß in manchen Parteikreisen noch eine ziemliche Abneigung besteht gegen den Frauentag, während die Genossinnen vom agitatorischen Wert überzeugt sind“.

Innerhalb der nächsten fünf Jahre hatte der Internationale Frauentag seinen Platz in der sozialistischen Bewegung gefunden und war zu einem wichtigen Teil der Propaganda- und Aufklärungsarbeit der Partei geworden. Diese Tendenz setzte sich in den nächsten Jahren fort, wobei es durch den Ersten Weltkrieg zu einer Veränderung des Themas kam. Nicht mehr der Kampf um das weibliche Wahlrecht stand im Zentrum, vielmehr entstand ein Aktionstag gegen den Krieg. Allerdings waren die Frauenveranstaltungen Repressionen ausgesetzt. Durch den mitgetragenen Burgfrieden waren kritische Veranstaltungen nicht mehr erwünscht. Der Internationale Frauentag musste in die Illegalität gehen. Er wurde in allen Kriegsjahren als Propagandatag genutzt, „obgleich die sozialdemokratischen Parteiführungen in Deutschland und Österreich dabei blieben, die Frauen sollten sich auf Festveranstaltungen auf die im Rahmen der „gegebenen Rechtszustände“ zugelassenen Themen beschränken“.

1917 war ein entscheidendes Jahr. Aufgrund massiver Proteste aus den eigenen Reihen, die sich vor allem an der Frage der Bewilligung von Kriegskrediten und der Unterstützung des Krieges entzündeten, wurde im April die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) von enttäuschten Sozialisten gegründet. Diese beschlossen sofort die Fortführung des Internationalen Frauentages und organisierten eine „Rote Woche“ vom 5.–12. Mai 1917. Auch im folgenden Jahr wurde der Frauentag von linken Kräften in der USPD vorbereitet und am 5. Mai 1918, dem 100. Geburtstag von Karl Marx, begangen. Am 12. November 1918 schien es dann so, als wenn der Frauentag aufhören könnte zu existieren. Die provisorische Reichsregierung – bestehend aus SPD- und USPD-Mitgliedern – verkündete das freie, geheime aktive und passive Wahlrecht für Männer und Frauen über 20 Jahren. Damit war die Vorkriegsforderung des Internationalen Frauentages in Deutschland erfüllt.